Gemeingefährliche Kollegen?

Was wir alle wissen: Taxifahren ist gefährlich. Was ich mich neuerdings frage: Aber für wen eigentlich?

Wenn ich nachts fahre, höre ich beim Einsteigen fast immer sowas wie:

 „Oh, eine Frau!“

Männer sind meist erfreut, Frauen hingegen erleichtert, was nicht zuletzt der häufige Zusatz

„Gott sei Dank!“

vermuten lässt. Um ehrlich zu sein, ich hab das nie so ganz verstanden. Okay, nachts ist es dunkel und da ist man als Frau nur ungern allein unterwegs, aber kann das wirklich alles sein?

Auch schon gehört:  

„Meine Freundin würde nie allein in ein Taxi steigen. Die läuft lieber durch verlassene Straßen nach Hause, als sich ein Taxi zu nehmen.“

Oder:

„Taxi fahre ich nicht. Ich lasse mich abholen oder warte auf die erste Bahn, aber Taxifahren ist mir nicht geheuer.“

Außerdem:

„Bevor ich in ein Taxi steige, rufe ich immer jemanden an und sage demjenigen dann die ganze Fahrt über, wo wir jetzt gerade langfahren.“

Ist das übertriebene Panikmache oder gerechtfertigtes Misstrauen? Wie sind eure Erfahrungen? Würde mich wirklich interessieren.

Meine privaten Taxierlebnisse sind für statistische Erhebungen leider nicht von großem Nutzen, da ich nur sehr selten und meist tagsüber privat Taxi fahre. Nicht, weil ich mich nachts nicht trauen würde, es ergibt sich nur nie. In den allermeisten Fällen waren meine Fahrer mittelfreundlich bis extrem muffelig, was zwar nicht schön ist, aber um meine körperliche Unversehrtheit brauchte ich als Fahrgast bislang nicht zu fürchten.

Jedenfalls hake ich inzwischen fast immer nach, wenn ich eine solche Bemerkung höre. Und mir werden haarsträubende Geschichten zugetragen:

Eine junge und auffallend hübsche Frau, die ich vor Jahren erstmals chauffierte und seitdem regelmäßig, wollte sofort meine Karte.

„Ich fahre so oft nachts mit dem Taxi nach Hause, ich will nur noch mit Dir fahren!

Was ich mit Deinen Kollegen schon erlebt habe, das glaubst Du nicht.

Da steigt man als Frau ein – ich steige ja sowieso nur noch hinten ein, weil sie Dich so wenigstens nur dauernd im Rückspiegel anglotzen können und nicht auf andere dumme Gedanken kommen -, und das Erste, was die machen: Sie hauen die Zentralverriegelung rein und Du fragst Dich, in welchen Hinterhof er Dich jetzt bringt. Das passiert mir ständig!“

Gruselig.

Eine ältere Dame – bei weitem kein „Discomäuschen“, bei dem man als offensiver Taxifahrer vielleicht mal sein Glück versucht – erzählte mir, ihr Fahrer hielt am Waldrand, wurde körperlich zudringlich und wollte sie zu einem Spaziergang überreden.

Das waren nur zwei extreme Beispiele, aber leider nicht die einzigen. Und wenn ich dann frage, wie es weiterging, bekomme ich jedes Mal zu hören:

„Nichts weiter. Ich hab bezahlt und bin ausgestiegen.“

FALSCH!

Jedes Taxi hat eine Ordnungsnummer hinten rechts in der Heckscheibe. Taxis mit Funk haben – zumindest in Stuttgart – eine Funkkarte mit Foto des Fahrers und Identifikationsnummer. Alternativ lässt man sich eine Quittung ausstellen, darauf ist der Stempel des Unternehmens. Merken! Und sich beschweren respektive Anzeige erstatten. Solche Taxifahrer will niemand haben, aber wenn sich keiner beschwert, passiert auch nichts.

Etwas weniger brisant, aber auch zum Kopfschütteln war die Anekdote eines Fahrgastes, der zweimal beruflich in Stuttgart zu tun hatte, am ersten Tag am Hauptbahnhof in ein Taxi stieg, eine relativ bekannte Straße nannte und der Taxifahrer unfreundlich befohl:

„Ich fahren – Du zeigen!!!“

Ähem, klar. Hat hier jemand bei der Ortskundeprüfung geschummelt und ist außerdem zu bequem, das Navi anzuwerfen?

Auch hier gilt: Aussteigen, nächstes Taxi nehmen. Das kann’s nicht sein. Ich schwitze Blut und Wasser, wenn ich mal kurz nicht weiß, wohin, und andere nehmen sich sowas raus – und kommen damit auch noch durch.

Bei seinem zweiten Aufenthalt in Stuttgart wollte er seinen nächsten Chauffeur freundlicherweise lotsen, als dieser schimpfte:

„Du nix sagen – ich wissen!!!“

Und meine absurdeste Lieblingsgeschichte, die mir eine Fahrgästin vor Jahren erzählte:

Sie stieg am Taxiplatz Ostendplatz ein und wollte rüber in den Westen. Diese Strecke kennt jeder Taxifahrer im Schlaf. Ihr Fahrer fuhr allerdings erst mal in die falsche Richtung. Gut, das kann passieren: Blackout, andere Straße im Kopf, was soll’s. Als sie ihn auf seinen Fehler hinwies, sagte er, er wisse schon, wo er hinfahre, er sei hier schließlich der Taxifahrer. Ich Meckerziege wäre da schon direkt wieder ausgestiegen, aber ist ja nicht jeder so rigoros. Sie fuhren also weiter, er bog willkürlich hier und da ab, aber dem Zufall sei’s gedankt, sie fuhren grundsätzlich mal in die richtige Richtung. Plötzlich fährt er rechts ran, kippt den Sitz nach hinten und schließt die Augen. Sie, perplex, fragt ihn, was  das soll. Er daraufhin:

„Ich muss mich erst mal entspannen.“ 

Tja, da weiß man so spontan gar nicht, ob man lachen oder heulen soll.

Irgendwann waren sie am Ziel, sie stieg aus und wollte ihm gerade beibringen, dass sie ihn ganz sicher nicht bezahlen würde, als er einfach davon fuhr.

Krass, oder? Sie war sich sicher, er war high und das Foto auf der Funkkarte schien auch nicht gepasst zu haben, aber auch hier hat man die Sache einfach auf sich beruhen lassen. Schade. Ich wäre da ja sofort dabei. Bis vor die höchste Instanz und so. 😉

Aber kommen wir zu dem – zumindest für mich – erfreulichen Teil des vergangenen Wochenendes. Am Samstag stehe ich unproduktiv an meinem Lieblingstaxiplatz in Sillenbuch und bekomme nach Stunden der Funkstille (einen Euro für die Wortspielkasse) einen Auftrag. Drei Minuten später stehe ich vor besagtem Haus, wo mir meine Fahrgästin in spe einen skeptischen Blick zuwirft. Ich fürchte erneute Häme hinsichtlich meines fahrbaren Untersatzes, als sie mir freudig entgegen hüpft, als wären wir alte Freundinnen und hätten uns ewig nicht gesehen:

„Oh, wie schön, eine Frau! Ich hab mich schon gefragt, was für einer heute wohl wieder kommt! Sagen Sie, hätten Sie nicht Lust, mit mir einkaufen zu gehen?“

Ich blicke etwas verwirrt drein.

Sie weiter:

„Also, ich meine, Sie fahren mich einfach von Laden zu Laden bis ich alles erledigt habe und dann fahren wir wieder nach Hause! Wer weiß, welche Taxifahrer ich sonst kriege, ich will Sie nicht mehr hergeben!“ 

Ach, wie niedlich. Und überhaupt: Bingo, Besorgungsfahrt mal anders. 

Eigentlich gilt: Ich hasse Besorgungsfahrten. Sagte ich das nicht auch schon über Kneipenfahrten? Egal.

Bei Besorgungsfahrten besorgt man nämlich allerhand Absurdes, zu jeder Tages- und Nachtzeit, so zum Beispiel mehrere Flaschen Wodka, Zigaretten, Kondome oder zwölf Cheeseburger und bringt die erworbene Ware zum Kunden. Mit viel Glück macht derjenige die Tür auf, meckert nicht über die falsche Größe/Marke/whatsoever, bezahlt Dich und gibt Dir Trinkgeld. Meistens stimmt irgendwas davon nicht, weshalb ich Besorgungsfahrten generell ablehne, wenn ich sie denn mal auf den Funk kriege.

Aber nicht so bei dieser. Und so fuhren wir erst zur Markthalle. Dann zum Breuninger. Dann zum Tiernahrungsgeschäft in der Altstadt. Dann zur Konditorei. Dann zum Wittwer. Dann zum Blumenladen. Dann zum Hauptbahnhof-Nordausgang. Dort drängle ich mich an der langen Taxischlange vorbei, lade sie aus und warte eben. Nach ein paar Minuten kommt sie zurück, schlängelt sich an sämtlichen Taxis vorbei, reißt meine Beifahrertür auf und ruft:

 „Sind Sie frei? Hahaha!“

Grandios. 😀

Nach guten zwei Stunden waren wir wieder in Sillenbuch, sie gab mir einen Hunderter (ordentlich Trinkgeld inklusive) und überreichte mir einen Schokonikolaus für wahrhaftige 4,50 € (sind die Dinger immer so teuer?):

(Archivbild)

Zu meiner Verteidigung: So eine Schicht ist ganz schön lang. Oder wie sagte meine Kundin so nett?

„Was, von sieben bis sieben? Zehn Stunden???“

Genau. 😀

26 Responses to Gemeingefährliche Kollegen?

  1. MsTaxi sagt:

    Mir gegenüber wird mein Geschlecht nur unter drei Aspekten „beleuchtet“:

    1.„Haben Sie abends/ nachts nicht Angst vor Überfällen?“
    2.„Wie ist das denn so mit den betrunkenen Fahrgästen?“
    3.„Zum Glück eine Fahrerin!“

    Die letzte Variante zweigt sich dann nochmal auf in: „Frauen fahren meiner Meinung nach besser“ und „Da werd ich wenigstens nicht belästigt.“ Muss wohl wirklich auch in unserer Kleinstadt passieren, dass sich männliche Kollegen daneben benehmen, sonst wäre in den letzten 2,75 Jahren nicht einer wegen Begrabschens und einer wegen „Genuss“ von ungehörigem Zeug vor oder während des Dienstes amtlicherseits aus selbigem entfernt worden.

    Aber ich kann dir da nur zustimmen, Mia, da muss man sich wehren, Frau als Fahrgast und die Kollegen auch. Ein Grabscher, Suffkopp oder Kiffer gehört nicht in die Personenbeförderungsbranche, nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern auch aus Rufgründen für die Branche generell. Und ich geb zu, ich hab mich schon vor meiner aktiven Fahrerinnenzeit mal nach einer nächtlichen Fahrt von der Kneipe nach Hause anderntags über einen Fahrer beschwert beim Ordnungsamt, der den Anschein erweckte, man müsse ihm das Handy operativ vom Ohr entfernen, da er ständig während der Fahrt telefonierte. Das mit dem Ordnungszeichen in der Scheibe wusste ich damals nicht, ich hatte mir ersatzweise die Kfz-Nr. und das Aussehen des Fahrers gemerkt. Nachfrage beim Ordnungsamt hatte ich dann damals nach einem Monat gehalten und erfahren, der Gute hat nun wohl einen anderen Job.

    Mittlerweile gebe ich jedem Fahrgast, der sich aus welchem Grund auch immer, über Kollegen bei mir beschwert den Tipp, Ordnungsnummer, Datum und Uhrzeit merken bzw., wer dem eigenen Gedächtnis nicht traut, Quittung geben lassen. Ich gebe dann aber auch den zusätzlichen Rat, dass das gleiche Handeln auch angebracht ist, wenn ein Fahrer mal extrem gut rüberkommt. Ein Lob beim Unternehmer über seine guten Fahrer ist ja auch etwas, was gern gesehen wird und viel zu selten vorkommt. 🙂

  2. Ich bin beruflich in den unterschiedlichsten Städten zwangsweise mit dem Taxi unterwegs und da freue ich mich auch immer, wenn ich eine Fahrerin erwische. Die sind in meiner persönlichen Quote diejenigen, die bisher immer mindestens mittelfreundlich und -gesprächig waren.

    Eine Fahrerin in München war sich mal nicht ganz sicher, wo das Hotel – die letzte Absteige, aber dank Messe das noch einzig überteuert bezahlbare und wohl selten angefahrenes Ziel – nun lag, aber das sagte sie auch frühzeitig und wir fanden es doch auf Anhieb.

    Mit männlichen Fahrern hab ich in Deutschland noch nie wirklich richtig schlechte Erfahrungen gemacht, aber es sind ein paar grenzwertige drunter. Und die Gesichter habe ich mir gemerkt. 😉

  3. Thomas sagt:

    Ich kann zum Ausgleich berichten, daß ich mit einer Taxifahrerin mal die schlimmste Fahrt meines Lebens hinter mich gebracht habe. Die rollte mit einer komfortablen E-Klasse am Bahnhof vor, innen lief gedämpfte Lounge-Musik. Ich ließ mich in den Rücksitz fallen und hoffte auf eine gemütliche Fahrt in den nächsten Ort.
    Die Fahrt dauerte statt der erwarteten zehn nur knappe drei Minuten, 2 rote Ampeln und eine halb geschlossene Bahnschranke inklusive…

  4. Kajol sagt:

    Ich hatte bis jetzt nur positive bis neutrale Taxi-Erlebnisse und würde gar nicht auf die Idee kommen, sonstwielange durch eine Stadt zu laufen, nur um ein Taxi zu vermeiden.
    Klar sind solche Erlebnisse scheiße, aber es gibt überall schwarze Schafe und wie du schon sagtest, Taxen sind wenigstens entsprechend nummeriert, falls es wirklich mal brenzlig wird.

  5. duskgirl sagt:

    Also in Berlin bin ich bisher immer gut angekommen, obwohl die Gestalten hinterm Steuer oft nicht sehr vertrauenserweckend aussehen ;-). Man wird allerdings immer gefragt: „Da fahr ich doch so und so?“. Kommt mir immer vor als ob sie abchecken wollen, ob man ortskundig ist oder sie sich einen kleinen Umweg leisten können :-).

    Wo kann man denn so Vorfälle melden?
    Wir hatten letztens in Heidelberg ein Taxi, in dem die Gurtschlösser nicht funktioniert haben bzw. mit Klebeband zusammengehalten wurden. Auf Nachfrage meinte der, angurten wäre ja auf der kurzen Strecke nicht nötig und wir sollten die Gurte einfach so drüberlegen *ohne Worte*. Meiner und der für’n Kindersitz hat GsD funktioniert.

    • MsTaxi sagt:

      Beschweren kann man sich in aller Regel bei der zuständigen Stadtverwaltung, Stichpunkt „Amt für öffentliche Ordnung“, einfach bei der Stadtverwaltung fragen, wer in der entsprechenden Gemeinde die Aufsicht über das Taxiwesen hat. Wichtig sind halt Datum, Uhrzeit, Ordnungsnummer des Taxis, Beschreibung des Fahrers oder aber eine Quittung, auf der stehen alle relevanten Infos wie Ordnungsnummer des Taxis, Name und Anschrift des Taxiunternehmens, Fahrtstrecke von bis, Höhe der Fahrsumme inkl. MWst. und natürlich auch die eigenhändige Unterschrift des Fahrers.

  6. VeWo sagt:

    > „Was, von sieben bis sieben? Zehn Stunden???“
    Das passiert mir auch gerne mal …

    Da ich hier noch nie was geschrieben habe, aber häufiger mitlese (Danke an Torsten (Taxi-Blog.de) für den Tipp): Super Blog, mach weiter so!

  7. Kraven sagt:

    Fahre zwar eher extrem selten Taxi, habe aber eigentlich nur gute Erfahrungen mit den Taxis gemacht. Für die einzige etwas seltsame Geschichte konnte der Taxifahrer dann auch nichts. Da ist er eine Straße lang gefahren und plötzlich hat uns dann ein Bauer, der da wohnt, mit Mistgabel verfolgt, warum auch immer 😀

  8. nadar sagt:

    @ Mia: Aus dem Artikel hättest zwei machen können. Einer: „Böse Taxifahrer“ und einer „Liebe Taxifahrerin“. 🙂
    Das würde auch denjenigen entgegenkommen, die kurze Geschichten bevorzugen.
    Aber geschrieben hast du den Artikel wieder sehr schön.

    @duskgirl: Du wirst lachen: in meinem Wagen hatte ich auch schon einmal ein Gurtschloss mit Klebeband „repariert“.
    Jetzt sieht es besser aus. Ich habe Kleber genommen. ;P
    Beim Rausrutschen hatte ein Fahrgast das Schloßgehäuse (zwei Plastikhalbschalen) zerlegt. Die Mechanik funktionierte weiter problemlos.

    • Sash sagt:

      Kann ich nur bestätigen. Die Gurtschloss-Verkleidungen bei den Zafiras fallen auch ab wie reife Äpfel vom Baum. Ich mag die Klebebandlösung nicht, aber sie ist ernstlich unbedenklich und einfach wesentlich günstiger.
      Wenn das Schloss wirklich nicht mehr tut, ist das natürlich keine Lösung!

  9. Kartoffel sagt:

    Warum dürfen Taxifahrer so lange arbeiten? Das Arbeitszeitgesetz gilt doch bestimmt auch für sie… mal abgesehen davon gibt es doch im Verkehr auch Ruhezeiten, oder?

    • Sash sagt:

      Arbeitszeitgesetze gelten für uns natürlich auch. Was man nicht vergessen darf, ist die Möglichkeit, die Zeiten auszugleichen und während der Schicht Pause zu machen.
      Wenn ich wirklich mal 12 Stunden unterwegs bin, fahre ich davon allerhöchstens 8.
      Und Lenkzeiten gibt es in dem Gewerbe (noch?) keine. Als Selbstständiger kann man endlos fahren, bzw. man dürfte es…

  10. Christian sagt:

    Das es gefährliche Kollegen gibt, kann ich auch bestätigen.
    Nachts, im Sommer diesen Jahres, wollte ich mich für ca. 1km mit einem Taxi fahren lassen. Zu Fuß wäre es einfach zu gefährlich gewesen, da sich Nachts dort aber viele Gangs rumtreiben, hat mich ein Erwachsener zum Taxistand begleitet und bin von dort aus mit dem Taxi nach Hause. Das fand der, scheinbar südländische, Taxifahrer aber überhaupt nicht lustig und hat seinen Fahrstil auch entsprechend angepasst. Ich wusste gar nicht, dass man auf 1km so viele Regeln brechen kann. Der Lappen wäre weg gewesen! Unfreundlich war er natürlich dazu. Seitdem brauchte ich allerdings auch nie wieder ein Taxi und habe mir auch keine Gedanken darum gemacht.

    Diesen Montag brauchte ich jedoch ein Taxi und hoffte, es sei ein deutscher Fahrer, da ich auch mit südländischen Menschen allgemein schlechte Erfahrungen gemacht habe. (Es mag auch durchaus freundliche geben, sowie unfreundliche Deutsche!).

    Gegen 15:40 Uhr hatte ich Schulschluss und versuchte ein Wenig mit dem Rennrad irgendwie nach Hause zu kommen. Schon nach 500m habe ich mich umentschlossen und schließ es an einer Straßenkreuzung an und ging zur Haltestelle „Theater am Götheplatz“, um dort in die Straßenbahn zu steigen. Aber es kam und kam und kam einfach keine. Außer in die andere Richtung….
    Das ich nun auch irgendwie nach Hause muss und die 10km bei dem Wetter nicht laufen wollte, entschloss ich mich, das nächstbeste Taxi zu krallen, in der Hoffnung, es sei ein ordentlicher Fahrer.
    Nach wenigen Minuten kam auch schon ein etwas älterer Mercedes an. Ich hielt meinen Arm raus und ging auf das Taxi zu, während der Fahrer mich ungläubig (?) anschaute (nach dem Motto: Will der wirklich mit mir mit? -Ja.).
    Mit voller Stolz erkannte ich, dass es ein deutscher war und war damit auch etwas erleichtert.
    Ich machte die Beifahrertür auf und fragte, ob er frei sei.
    Ich: „Sind Sie frei?“
    Er: „Kommt drauf an, wo’s hingehen soll“
    Ich: „&Bremer Stadtteil&“
    Er: „Oh, das ist aber ganz schön weit und wird bei dem Wetter auch eine Weile dauern“
    Ich: „Ja, ich weiß.“
    Er, nach kurzem nachdenken: „Ja gut, komm rein“

    So, wie ich bin, quetschte ich mich mit Rucksack auf dem Schoß auf den Beifahrersitz und nannte ihm mein genaues Ziel. Etwa 10km wären es….also gut Geld wäre schon dabei.
    Nachdem wir ein paar Minuten unterwegs waren, versuchte ich ein nettes Gespräch anzufangen, was soweit auch ganz gut geklappt hat.
    Nachdem ich ihm erzählt hatte, wieso ich nun ein Taxi genommen habe, sagte ich:
    „Außerdem hatte ich vorhin eh noch etwas früher Schluss gemacht“
    Er: „Ah, wo arbeitest du denn?“ Oh, mein Fehler. Ich bin nicht derjenige, der den Unterricht einfach beendet 😀
    Ich: „Achso…ich geh noch zur Schule“

    Gesprächsthemen waren dann meine katholische Schule, Gottesbild, Tod, Universum und noch ein paar andere Sachen. Also ein durchaus interessantes Gespräch.
    Wir fuhren etwas 1 1/2 Stunden nur durch Stau, bis wir endlich zu Hause waren.

    Am Ende kostete die Fahrt 36,60€, aber dank der netten Unterhaltung mit dem überaus freundlichen Fahrer (der mir sogar auch die Tasche abnahm und nach hinten packte) habe ich noch etwas mehr Trinkgeld dazu gegeben, als ich es sonst mache (ich weiß nicht mehr wie viel, aber ich schätze so auf 10-12€…).

    Seitdem habe ich endlich wieder ein durchaus positives Bild von Taxifahrern 🙂

    • Mia sagt:

      Die Antwort „Kommt drauf an, wo’s hingehen soll“, finde ich aber auch ganz schön frech. Hätte da direkt mal auf die Beförderungspflicht verwiesen und wenn er mir blöd gekommen wäre „nach [weit entferntes Fahrziel], aber ich nehm dann eben ’nen Kollegen, ne?“ nachgerufen. 😉

      • Christian sagt:

        Naja, so schlimm fand ichs eigentlich nicht, da es einfach nur noch Verkehrschaos war und auch nichts mehr ging. In max. 30 Minuten hätten wir da sein müssen….
        Außerdem bin ich selbst Kurierfahrer und nimm auch nicht alles mit und hab daher auch Verständnis dafür 😉

      • nadar sagt:

        Es wäre auch möglich, dass der Fahrer bei einem zu weit entfernten Zielort seine nächste Bestellung nicht schafft.
        😉

      • Mia sagt:

        Das ist jetzt aber extrem unrealistisch. 😉 Zu 99% impliziert eine solche Frage, dass der Fahrer schlicht keinen Bock auf ’ne mickrige Kurzfahrt hat. Aber ich will ja niemandem was unterstellen…

      • Christian sagt:

        Kurzfahrt würde ich das bei dem Verkehr nicht nennen 😀 😉
        Du musst aber bedenken, dass wenn er zum nächst guten Taxistand will, sicher ne Stunde Fahrt hat…

  11. Marc sagt:

    Sehr schön geschrieben. Eine Frage hätte ich dennoch: Was kostet denn eine derartige „Besorgungsfahrt?“

  12. Nick sagt:

    Ähm, gilt die Beförderungspflicht nicht auch dann, wenn der Fahrer deswegen einen Termin/seine nächste Bestellung verpasst? Sonst würde die Beförderungspflicht irgendwie keinen Sinn ergeben, da könnte ja jeder Kurzfahren mit dieser Begründung ablehnen… Weiß einer genaueres?

    P.S.: Super Blog! Habe ihn heute Mittag gefunden und gerade alle Beiträge auf einmal verschlungen 😀 Weiter so!

    • Mia sagt:

      Erst mal: Danke für die Blumen! 🙂

      Die Beförderungspflicht gilt schon grundsätzlich.

      Es kommt aber auch äußerst selten vor, dass man schon den nächsten Auftrag am Start hat (und da steht man dann natürlich nicht frei am Taxiplatz rum). Aber selbst wenn man mal ablehnen müsste, wird kein Kunde ein Fass aufmachen, wenn die Begründung einigermaßen nachvollziehbar ist.

      Ich musste bspw. auch schon Fahrten nach außerhalb ablehnen, weil ich gleich Schichtende hatte und nur noch für ’ne Kurzfahrt zu haben gewesen wäre.

      Davon ab: Kurzfahrten im großen Stil abzulehnen kann sich sowieso kein Taxler leisten – entweder geht der Unternehmer pleite oder der Fahrer fliegt raus. 😉

  13. Me sagt:

    Bin durch Torsten auf diesen Blog gestossen. Schön geschrieben. Ich bin in der Schweiz in einem eher kleinen Dorf (etwa 16’000 Einwohner) aufgewachsen. Bei uns im Dorf gab es zwei Taxiunternehmen (werden der Silberne und der Blaue genannt) mit mehreren Fahrern. Lange Zeit benutzte ich das blaue Unternehmen. Ich brauchte oft ein Taxi und kannte die Fahrer gut, manchmal haben sie mich auch umsonst mitgenommen. Leider ist der Chef dieses Unternehmens schon ziemlich alt und nicht mehr so zurechnungsfähig. Er fährt sehr schlecht, sehr rassig, benutzt verbotene Abkürzungen und ist sehr unangenehm zu Frauen. Als ich dann das Pech hatte immer wieder den Chef zu erwischen, hab ich auf das silberne Unternehmen gewechselt. Der Chef vom blauen Unternehmen fährt immer noch und ich frage mich wie das möglich ist. Leider war beim silbernen Unternehmen auch nicht alles so gut. Zum Glück gibt es im Dorf nun ein neues Taxiunternehmen, es ist zwar noch sehr klein (Chef und etwa 2 Fahrer), aber die Dienstleistungen sind super. Der Chef rundet den Fahrpreis oft ab, hat immer Süssigkeiten für die Kunden im Auto und fährt auch sehr sicher. Wenn ich meine Eltern besuche, benutze ich darum jetzt immer das neue Unternehmen. So macht Taxifahren Spass!

  14. Claudia sagt:

    Toll geschrieben, der Blog. Als Taxifahrerin hat man ja doch einiges zu erzählen! Ich arbeite in einem Hotel und ich muß sagen, dass wir uns über einen Großteil der Taxifahrer ärgern, weil sie oft nicht einmal aussteigen, um sich zu melden sondern einfach im Auto sitzenbleiben und hupen, angezogen sind als ob sie zu irgendeiner Gang gehören würden. Die Gäste tun mir dann echt leid, denn ist das letzte was sie von Stuttgart mitbekommen und ich würde oft lieber einen mir bekannten netten Taxifahrer direkt anrufen ob er Zeit hat, mit dem Risiko, noch einen zweiten Anruf bei der Taxizentrale tätigen zu müssen, wenn das nicht der Fall ist.

  15. Vielen Dank für den tollen Artikel.

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