Ich hab‘ ja sonst nichts zu tun

22. September 2012

Ich liebe das Taxifahren heiß und innig, aber gelegentlich könnte ich meinen Job und manche Mitwirkende echt an die Wand klatschen.

Die gestrige Schicht ließ sich zunächst ganz gut an, sogar mit einer Tour nach Böblingen, doch gegen 2 Uhr kam sie dann: die Pechsträhne. Und sie wollte gar nicht mehr aufhören.

Es begann mit einem Auftrag in die Landhausstraße, wo ich im strömenden Regen meine Kundschaft zweimal daran erinnern durfte, dass ich längst vor dem Haus stehe. Kein guter Anfang. Meine Laune schwand aber erst, als fünf junge Männer wie selbstverständlich in mein Taxi wollten, das – Überraschung: die Geheimsitze einer E-Klasse verstecken sich nicht im Kofferraum – leider kein Großraumtaxi ist.

Sie hätten aber eines bestellt:

„‚Für fünf Personen‘, habe ich extra noch gesagt.“

 Also habe ich die Zentrale angefunkt, um die Sache zu klären.

„Nein, hat er nicht!!!“,

war die kundenorientierte Antwort des Zentralisten. Wie auch immer, einer von beiden hat Mist gebaut und wer darf es ausbaden? Ich. Kein Wort der Entschuldigung von irgendwem, nur ein

„Wir zahlen die Anfahrt jedenfalls nicht!“

der Jungs

und ein pampiges

„Und was soll ich da jetzt machen?!?“

der Zentrale, wie immer dicht gefolgt vom Funkabbruch.

Aber gut, Fehlfahrten sind insbesondere nachts nicht gerade selten und einzeln durchaus zu verkraften, nur im Rudel wird’s irgendwann schwierig. Denn in Sillenbuch ging es direkt weiter. Ich warte seit einer gefühlten Ewigkeit auf die Vorbestellung und bekomme kurz vorher einen Auftrag, der – ich hatte schon so ein Gefühl – nur wenige Sekunden, nachdem die Vorbestellung an meinen Hintermann ging, widerrufen wird.

Zurück am Platz bekomme ich eine „600 Neuhausen“ – Abholung von außerhalb. Die darf man eigentlich wegen der weiten Anfahrt ablehnen, doch aufgrund der „600“ muss ich den Auftrag annehmen, da die Fahrt wohl nach Stuttgart gehen soll. Viele Minuten später in Neuhausen ist vom Fahrgast nichts zu sehen. Ich kurve über das komplette Industriegelände, passiere dabei mehrmals drei unheimliche Gestalten, die ich lieber mal nicht anspreche, weil sie wohl gerade ihren Drogengeschäften nachgehen, und funke dann die Zentrale an.

„Ich ruf den mal an“,

verspricht der Zentralist, doch anstatt einer Rückmeldung bekomme ich stillschweigend den Widerruf auf den Funk. Erst auf meine erneute Anfrage hin heißt es dann, der Fahrgast bräuchte doch kein Taxi mehr. Nach dem zweiten Funkabbruch mitten im Gespräch an diesem Abend war ich dann so richtig gut gelaunt.

Zurück in Sillenbuch habe ich zwar die glorreiche Position „0“, was bedeutet, dass ich vor allen anderen den nächsten Auftrag bekomme. Bringt mir aber in dem Moment so ziemlich genau gar nichts, da ich sowieso die einzige Idiotin bin, die sich noch frei in diesem Sektor aufhält. Die anderen Kollegen sind mit den sieben Aufträgen beschäftigt, die in der letzten halben Stunde, die ich sinnlos in Neuhausen verbracht habe, in Sillenbuch rausgingen.

Aber egal: neues Spiel, neues Glück. Wieder eine Vorbestellung. Ein Kollege fährt gerade auf den Platz, zwei Aufträge gehen zeitgleich raus. Er bekommt die Vorbestellung und ich bekomme – you’ve guessed it – eine Pflichtabholung außerhalb. Auf dem halben Weg nach Scharnhausen wird auch dieser Auftrag kommentarlos widerrufen. Ich bekomme wieder die „0“, die mir wieder nichts bringt, denn der Platz ist leer. Der Kollege fährt wohl gerade zum Flughafen…

Mein nächster Auftrag bot dann allerdings doch mal wieder einen Fahrgast, so richtig in Fleisch und Blut, der seine Erscheinung auch extra noch mal mit einem beruhigenden

„Ich bin da!“ 🙂

freundlicherweise für mich bestätigte, nachdem ich ihm mein ganzes Leid geklagt hatte.

Das sollten sie alle sein, die Fahrgäste: einfach mal da, wenn man sie braucht. Ich bin’s schließlich auch.


Den Abend hatte er sich anders vorgestellt.

9. September 2012

Ich kurve gerade noch etwas unentschlossen in der Kronprinzstraße rum, als sich mir von rechts ein abgehetzt wirkender Winker nähert. Er hat schon viel durchgemacht an diesem Abend, wie ich später erfahren sollte.

„Hey, bist Du frei?“

„Klar.“

„Okay, cool. Kannst Du ganz kurz warten? Meine Freundin liegt dahinten.“

Der Moment, in dem ich hätte Gas geben sollen. Aber ich habe ein weiches Herz und der Kerl tut mir leid, also rolle ich in die angedeutete Richtung, um Madame den Weg vom Asphalt ins Auto so unkompliziert wie möglich zu gestalten. Sie liegt tatsächlich zusammengekrümmt auf dem Boden und als er sie mit größter Mühe auf die Beine zieht, wobei sie um ein Haar wieder auf die andere Seite überkippt, rutscht mir die zugegebenermaßen etwas dümmliche Frage raus:

„Ihr ist aber nicht schlecht, oder?“

Nein, es geht ihr natürlich gut und sie liegt nur aus Spaß auf dem kalten Steinboden.

Er, im Brustton der Überzeugung:

„Hey, keine Angst, die kotzt nie, ich schwör! Nie im Leben!“

Sie steht mittlerweile wie ein Häufchen Elend zitternd und heulend neben dem Auto und scheint sich seiner Worte nicht ganz so sicher zu sein.

„Sie ist nierenkrank“,

fügt er noch hinzu, um sicherzustellen, dass ich es mir nicht doch noch mal anders überlege. Und er hat es geschafft: eine Nierenkranke stehen zu lassen, bringe ich dann doch nicht. Also fügen wir uns alle unserem Schicksal und nachdem sie ihn ankeift, er solle gefälligst zuerst einsteigen, sonst lege sie sich wieder auf den Boden, fahren wir los – nach Ludwigsburg. Nicht dass ich etwas gegen größere Fahrten hätte, aber warum gehen die in den meisten Fällen mit den ungemütlichsten Fahrgästen einher?

Unterwegs herrscht Stille, einzig unterbrochen von ihrem permanenten Schniefen und Wimmern.

Dann startet sie ihren anklagenden Monolog:

„Ich muss in die D-Straße! Nummer 47! Haben Sie das? HABEN SIE DAS? Wie lange noch? Ich will sofort nach Hause. Ich gehe nicht mit zu Dir nach Hause. FASS MICH NICHT AN! Rede nie wieder mit mir, okay?“

Sie klingt erstaunlich bösartig. An seiner Stelle würde ich ihrem Wunsch Folge leisten.

„Fass mich nicht an, verdammt!“,

heult sie noch mal und kippt in derselben Sekunde links über auf seinen Schoß. Dann ist Ruhe.

Aber in ihm brodelt es. Er hat leider keinerlei Gespür für diese offensichtliche „Einfach mal die Klappe halten“-Situation und lässt die Vorwürfe nicht auf sich sitzen:

„Was hab ich Dir denn getan?!“,

schreit er zurück.

„Ich hab Dir nichts getan! Du tust hier so, als hätte ich Dich vergewaltigt, ich mache doch gar nichts!“

Er wiederholt:

„Was hab ich Dir getan, verdammt?“

Ich denke: Was habe ICH getan, verdammt? Und warum ist hier nur Tempo 80?

Endlich am Ziel angekommen hat zumindest er sich scheinbar beruhigt.

„Ich zahle das, ich muss eh noch weiter, Du kannst aussteigen.“

„Nein, ICH zahle.“

„ICH zahle das, ich muss doch sowieso noch WEITERFAHREN! Steig aus jetzt!“

Er greift an ihr vorbei, öffnet die Tür und versucht sie aus dem Auto zu schieben.

Sie hängt mit dem Oberkörper im Freien und brüllt:

 „Also entweder schlage ich Dir jetzt die Fresse ein oder Du lässt mich meinen Scheiß selber zahlen!“

Er schubst sie beherzt weiter.

Ich formuliere in aller Herzensgüte die freundliche Bitte, sie doch – wenn irgend möglich – lieber nicht aus dem Auto zu stoßen, und erkundige mich außerdem wohlwollend nach seinem Geisteszustand. Den genauen Wortlaut möchte ich hier nicht wiedergeben, schön war es nicht. Aber es wirkt.

Sie zahlt und verschwindet, er fährt eine Ortschaft weiter.

Auf dem Weg dorthin erzählt er mir, dass es heute sein erstes Date mit ihr war.

„Und wohl auch das letzte…“,

fasse ich sachlich zusammen.

Meine Sorge um sein gebrochenes Herz ist allerdings unbegründet, denn sein Fazit fällt wie folgt aus:

„Ach, weißt Du, das ist mir alles egal. Mir rennen tausend Frauen hinterher. Ich weiß, ich sehe gut aus. Ich wurde sogar im ‚Kings Club‘ von irgendwelchen Typen angemacht, SO gut sehe ich aus! Ich wollte ihr nur eine Chance geben, aber das kann sie jetzt stecken. Es gibt nur eine Sache, die mich an der ganzen Sache nervt: dass ich’s mir jetzt heute Nacht selbst machen muss.“

Äh, ja. Männer. 😐


Agathe Bauer im Taxi

8. September 2012

Eine kleine Marotte habe ich mir ja im Laufe der Zeit angewöhnt. Ich wiederhole immer noch mal das vom Fahrgast gewünsche Fahrtziel, um so im Zweifel einen Übertragungsfehler und die sich daraus ergebende Odyssee vermeiden zu können.

Gut, bei „Flughafen“ schenke ich mir das zwar, aber ansonsten meldet sich selbst bei der noch so klar artikulierten Straße der Echo-Reflex. Meistens unnötig und dicht gefolgt von einem müden „Ja. (Habsch doch grade gesagt…)“, aber für den Fall der Fälle, so dachte ich … nein, da hilft es dann leider auch nicht.

So fuhr ich schon von der Innenstadt nach Cannstatt, um kurz vor Erreichen der Normannstraße plötzlich vom Fahrgast immer weiter weg vom Ziel gelotst zu werden – nach Steinhaldenfeld in die Naumannstraße. Wenigstens war’s grob dieselbe Richtung. 😀

Richtig lustig wird es allerdings, wenn die Fahrgäste der deutschen Sprache nicht mächtig und zudem ortsunkundig sind. Einen amüsanten Dialog der Kategorie „Gerade noch mal gut gegangen“ hatte ich gestern in Plieningen:

Abholung von einem Hotel, eine kleine Frau mit einem doppelt so großen Koffer steigt ein.

„Zum Bahnhof, bitte.“

Aufgrund der übertrieben kurzen Entfernung zur U-Bahn-Haltestelle in Plieningen und des schweren Koffers schlussfolgere ich:

„Hauptbahnhof, ja?“

„Ja ja, Bahnhof, ja.“

Ich fahre langsam in Richtung Filderlinie, da meldet sich meine weibliche Intuition.

„Also, jetzt noch mal: H-A-U-P-T-Bahnhof, ja?“

„Ja ja, Bahnhof, ja.“ … „Plieningen“,

schiebt sie nach.

Also doch. Da weint das Taxifahrerherz.

„Puh, da haben Sie ja noch mal Glück gehabt. Jetzt wäre ich mit Ihnen fast zum Hauptbahnhof gefahren.“

Sie, entrüstet:

„WAS?! Viel su teuer mit Taxi, fahren mit U-Bahn in Stadt. Is besser.“

Ja, ist besser. Der ÖPNV ist und bleibt halt doch des Taxifahrers größter Feind.

Ein nicht so ganz tiefenentspanntes Erlebnis hatte ich dann im Laufe der Nacht noch in der Immenhofer Straße. Drei angetrunkene Männer fielen vom afrikanischen Restaurant direkt in mein Taxi.

„Marienplatz.“

„Marienplatz?“

„Ja. (Habsch doch grade gesagt…)“

Ich fahre also die Immenhofer hoch und will dann auf die Filderstraße abbiegen, als von hinten der Einwand kommt, ich hätte doch auch beim Restaurant wenden und nach unten fahren können. Meine Erklärung, dort könne man aber nicht links Richtung Marienplatz abbiegen, wird scheinbar anstandslos geschluckt.

In der Filderstraße höre ich allerdings irgendwas von „Stuttgart bei Nacht … schön … sehen wir auch mal was … Stadtrundfahrt“.

Ich habe tausend Fragezeichen im Kopf und zweifle mal wieder ernsthaft an der Wahl meiner Route. Selbst wenn es eine bessere, mir unbekannte, geben sollte, sooo falsch kann sie gar nicht sein. Kurz darauf sind wir auch schon da, aber als keiner Anstalten macht, auszusteigen oder das Portemonnaie zu zücken, drehe ich mich skeptisch um und sehe in ebenso fragend dreinblickende Gesichter.

„Marienplatz“,

sage ich, als wäre das unter dem überdimensionalen Haltestellenschild noch nicht offensichtlich genug.

Einer der Fahrgäste auf den hinteren Plätzen wird plötzlich ungemütlich und brüllt:

„Malina!! Malina!! Malina Plaaatz!!!“

Es folgen ein paar (vermutlich) Voodoo-Flüche in ausländischer Sprache.

Da fällt dann auch bei mir der Groschen, wir sind falsch. Dabei habe ich extra so schön nachgefragt, aber wie so oft hört mir einfach niemand zu. Der „Berliner Platz“ wäre das Ziel der Wahl gewesen. Jetzt macht auch die Frage Sinn, warum ich beim Restaurant nicht gleich gewendet habe. Aber mei… Ich entschuldige mich einmal, zweimal und beim dritten Mal ohne Besänftigung mittlerweile etwas unwirsch, ziehe aber am Ziel angekommen freundlicherweise fünf ganze Euros ab.

„5,20 €, bitte.“

„Fumunswansik???“

Einem der Männer platzt gerade die Hutschnur und er beugt sich von hinten bedrohlich dicht zu mir in den Fahrerraum, da drückt mir der Beifahrer schnell 8 € in die Hand und zieht seine Freunde aus dem Taxi.

Ob ich mir in Zukunft das Fahrtziel schriftlich bestätigen lassen sollte? Kann ja wohl nicht wahr sein…


Ich trink‘ Ouzo, was machst Du so?

8. September 2012

It finally happened. Also, fast. Nach über sechs Jahren Taxikarriere hat der erste Fahrgast in mein Taxi gekotzt. Also, fast.

Der nicht ganz so betrunkene Freund der doch sehr betrunkenen („Nur ein Ouzo, aber schau uns an!“) Fahrgästin schrie in die nächtliche Stille hinein:

„STOP!“

Als das schon etwas geistig umnachtete Kleinhirn der Taxifahrerin dann auch mal gecheckt hat, dass es sich zweihundert Meter vor der anvisierten Adresse noch nicht um das Ziel (= gemächliches Ausrollen), sondern um einen Zwischenfall biochemischer Reaktion handelt (= Vollbremsung), ging alles ganz schnell.

Taxi steht. Tür geht auf. Magen entleert sich auf der Rankestraße (sorry, lieber Anwohner).

Der Schwiegervater von „Kläre“ zeigt sich unbeeindruckt: „So, und jetzt Speed“ – bis vors Gartentor.

Kläre steigt aus und torkelt davon. Ich untersuche das Taxi kurz auf unappetitliche Hinterlassenschaften, aber die liebe Kläre hat gut gezielt.

„Gute Reaktion!“, lobe ich den Freund.

„Sie aber auch!“ gibt er anerkennend zurück.

Wenn’s nur immer so laufen würde…


Tatort Augustenstraße

22. Januar 2012

Es soll mir keiner vorwerfen, ich hätte aus meiner „unterlassenen Hilfeleistung“ von neulich nichts gelernt. Doch bevor ich Hilfe leisten konnte, musste erst mal was passieren.

Wer gestern Nacht in der Augustenstraße im Stuttgarter Westen plötzlich markerschütternde Hilfeschreie gehört hat – ich war’s nicht. Dafür meine Fahrgästin. Aber von vorne…

Alles hat gewöhnlich angefangen, ich stand nicht lange in der Rotebühlstraße, als der Auftrag kam. Eine Kneipe – nicht gerade meine bevorzugten Abholadresse, aber Madame stand zum Glück schon bereit. Etwas älter war sie, betrunken aber scheinbar nicht, und zudem recht agil.

Mit einem saloppen

„Rein mit dem Mädel!“

ließ sie sich unelegant in den Beifahrersitz fallen und nannte mir die Adresse.

„Ich fahr mal besser da vorne rechts hoch, wenden geht hier so schlecht…“,

sage ich und kündige einen minimalen Umweg mit der Bitte um Erlaubnis an.

„Wie Sie fahren, obliegt ganz Ihnen. Ich muss ja nur bezahlen“,

erwidert Sie freundlich. Bestechende Logik. Solche Fahrgäste gefallen mir. 😉

Am Ziel angekommen, helfe ich ihr raus und frage, ob ich sie noch zur Tür bringen soll. Sie wirft mir einen giftigen „Sooo alt und gebrechlich bin ich auch wieder nicht“-Blick zu, verneint dankend und nestelt in ihrer Tasche herum.

Ich steige also wieder ein, notiere den Fahrpreis und will losfahren. Vorher werfe ich noch einen kurzen Blick nach draußen und sehe in dem Moment meine Kundin die Arme in die Luft werfen und in Zeitlupe nach hinten fallen.

Ältliche Frau + Sturz + regennasser Asphalt + Hanglage + schmale Gasse zwischen zwei Autos = denkbar schlechteste Kombination.

Ich renne panisch ums Auto herum in Erwartung sie schwer verletzt auf dem Boden liegen zu sehen. Sie schreit inzwischen, als hätte sie sich mindestens was gebrochen oder („Hiiiilfe, Hiiiiilfe, neeeeein, aaahhhhh!!!!“) ich sie überfahren respektive ausgeraubt, die halbe Straße zusammen.

Der ein oder andere Vorhang wackelt verdächtig, zwei männliche Passanten bleiben stehen und beobachten ungerührt das Geschehen, während ich ihr – nachdem sie mir versichert hat, keine Schmerzen zu haben – aufhelfe.

„Oh Gott, haben Sie sich verletzt???“

„Nein, nein.“

„Soll ich einen Krankenwagen holen?“

„Nicht nötig, nein.“

„Ich fahr Sie auch eben ins Krankenhaus!“

„Nein, nein, ist nichts passiert.“

„Tut Ihnen was weh?“

„Ich bin halt ein bisschen auf den Kopf gefallen.“

„WAS?! Okay, ich rufe einen Krankenwagen!“

„Nein, es ist alles in Ordnung, glauben Sie mir.“

„Ist Ihnen schwindelig oder übel?“

„Nein, gar nicht.“

„Tut Ihnen sonst was weh?“

„Der Ellbogen…“

„Können Sie ihn durchstrecken?“

„Ja, sehen Sie … geht.“

„Sind Sie ganz sicher, dass es Ihnen gut geht?“

„Ja, absolut. Ich bin nur erschrocken.“

„Und ich erst!“

Sie lacht.

„Ach ja, Entschuldigung, dass ich so geschrien habe, ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich dachte nur, Sie fahren vielleicht weg und über mich drüber…“

Gut, spätestens DAS hätte ich dann gemerkt. 😉

Ich bringe Sie zur Haustür, sie scheint vollkommen okay. Ihr Mann nimmt sie in Empfang, der unseren Dialog von eben noch einmal so ähnlich wiederholt und ich pflanze ihm ein, unbedingt einen Krankenwagen zu rufen, sollte es ihr schlechter gehen.

Puh, was für ein Einstand.

Denn es gibt auch noch ein paar gute Nachrichten. Wie schon im letzten Beitrag angekündigt, werde ich in Zukunft hoffentlich wieder mehr bloggen können, weil ich regelmäßig nachts fahren darf, juchee! Und als wäre das nicht schon Grund genug zur Freude, dies in einer E-Klasse, neu, schwarz, Automatik, voll funktionstüchtig (bedeutet: kein Schraubenzieher, der im Lenkrad steckt, damit die Halterung nicht herausbricht…) – mit FERNSEHER!

Jäckpott! 😀


The Walking Dead

2. Januar 2012

Wenn die Silvesternacht sich dem Ende neigt, muss ich immer an Zombiefilme denken. Die Straßen sind übersät mit Papierfetzen, Scherben und Flaschen, hin und wieder begegnet einem ein anderes vereinzeltes Taxi, überall stehen Menschentrauben, die latent aggressiv winken, alternativ vors Auto laufen und sich, wenn man dann die Qual der Wahl hat und anhält, sofort um das einzige Taxi weit und breit prügeln.

Meine Standardantwort auf „Ganz schön viel los heute, was?“ war ja zunächst „Ich wünschte, das wäre immer so!“ Aber nachdem ich nun, zwei Tage später, meine innere Ruhe zurückerlangt habe und reflektieren kann: Um Gottes Willen. Das würde ich keine zwei Wochenenden am Stück durchhalten.

Um kurz nach 18.00 Uhr hab ich angefangen, um 7.40 Uhr und satte 510 € später aufgehört. Ich stand keine drei Minuten irgendwo unproduktiv rum. Der helle Wahnsinn.

Der heftige Regen hat die ganze Sache etwas ungemütlich gemacht, ansonsten waren die Fahrgäste  bis Mitternacht allesamt super und in äußerst großzügiger Trinkgeldlaune. Und das, obwohl ich nach dem gefühlten 1000. „Guten Rutsch!“ wohl nicht mehr ganz so überzeugend klang. Um 23.50 Uhr stand ich am Taxiplatz in der Rotebühlstraße, als ein Partychick vom Typ „Daniela Katzenberger in südländisch“ mit Handy am Ohr auf mich zugehastet kam:

„Können wir ganz schnell nach Wangen fahren, bitte???“

Von Stuttgart-West ins äußerste Stuttgart-Ost in zehn Minuten. Eigentlich wollte ich mir um Mitternacht ein ruhiges Plätzchen suchen und nicht gerade besetzt durch die Wangener Hauptstraße fahren, aber was tut man nicht alles für die Kundschaft, Silvester kam schließlich so überraschend.

Um Punkt Mitternacht, nachdem wir fast von zwei schulterblickfaulen Lemmingen in einer Kolonne von „Polizeivollzugsbehörde“-Fahrzeugen (whatever that exactly is) gerammt wurden, vernahm ich von hinten ein etwas deprimiertes

„Jetzt ist es genau 0 Uhr…“

Ja, sorry, Schätzelein, ich bin mit knapp 100 durch den leeren Wagenburgtunnel, aber mehr geht halt nicht. In Wangen hab ich sie rausgeworfen, wo sie auch geradewegs in die Arme ihres Lovers fiel, und ich hab mich erst mal für zehn Minuten in eine ruhige Seitenstraße verzogen, das Feuerwerk bewundert und mein letztes Twix für eine ganze Weile (Vorsätze und so) verdrückt. 😀

Und man sollte es ja nicht für möglich halten, aber die „An Silvester gibt’s keine Taxis mehr“-Panik ist so verbreitet, dass es gleich kurz nach Mitternacht die ersten Aufträge hagelte. Die ersten paar hab ich noch abgelehnt und mich dann langsam in Richtung Wangener Taxiplatz bewegt, wobei es ein paar überschaubar intelligente Spaßvögel unheimlich witzig fanden, Böller unmittelbar vor oder unter mein Taxi zu werfen. Den nächsten Auftrag hab ich angenommen und wo durfte ich abholen? An derselben Adresse, wo ich eben schon Madame abgesetzt habe. Sie allein hätte ich ja noch ertragen, allerdings sollten drei ihrer Freunde ebenfalls mit und von denen war weit und breit nichts zu sehen. Weil aber Silvester ist und alle so gut gelaunt waren, hab ich einfach mal umsonst kostenlos fünfzehn Minuten gewartet (und es später bitter bereut – man sollte einfach nicht mehr nett sein!). Nach Cannstatt sollte es gehen, viele Wege führen dorthin, ich hab mich für einen entschieden, der mit Sicherheit einer der kürzeren war. Das solariumverbrannte Hühnchen vom Rücksitz sah das wohl anders und pflaumt mich – an Silvester, the happiest time of the year, – aus dem Nichts heraus in einem Ton an:

„Nen größeren Umweg hätten wir ja jetzt nicht fahren können, nä??? UN-VER-SCHÄMT sowas!!!“

Die drei Mitfahrer schwiegen peinlich berührt und waren wohl zum Glück anderer Ansicht. Als unmittelbar ein paar Flüche in slawischer Sprache folgten, hab ich den Gedanken verworfen, mit ihr ernsthaft über die Fahrtstrecke zu diskutieren. Entsprechend eisig habe ich sie knappe 14 € (na, das kann nur ein Wahnsinnsumweg gewesen sein) später an einer Kneipe abgesetzt. 20 € und ein „Sorry“ von einem der Männer bekommen. Zeichen genug, um sie als blöde Nuss abzuhaken und mir nicht weiter den Kopf zu zerbrechen. Heute bin ich beide möglichen Strecken noch mal abgefahren und ich muss eingestehen: meine erste Wahl war 300 m länger, aber vier Minuten schneller. Asche auf mein Haupt.

Meine letzte Fahrt ging dann noch auf den Cannstatter Wasen. Im Frühjahr und Herbst herrscht dort großer Andrang dank des Volksfestes, zu dieser Zeit dagegen ist es einfach nur ein riesiger, leerer, dunkler Parkplatz. Vor der Einfahrt auf diesen bot mein Fahrgast an:

„Sie können auch hier halten, wenn Sie Angst haben. Ich sag das nur immer, weil es so dunkel und unheimlich da unten ist, aber ich bin kein böser Mensch. Also, wenn Sie Angst haben, steig ich hier aus. Die meisten Taxifahrer halten nämlich lieber hier oben (Memmen! :P). Aber ich bin echt kein böser Mensch, wirklich nicht!“

Pah, ich und Angst. Natürlich habe ich mich wagemutig von der Dunkelheit verschlucken lassen. Ich hätte es ja fast schon wieder lustig gefunden, wenn er mich dann wirklich noch ausgeraubt hätte nach dem Motto: Du hattest die Wahl! War aber nicht so, denn er war ja kein böser Mensch. Habsch mir aber auch gedacht. 😉

So, ihr seht, wirklich spannend war auch die Silvesternacht nicht, dafür überaus lukrativ (im Gegensatz zu den letzten Silvesterschichten: 2008/2009 Glatteisunfall um Punkt Mitternacht, 2010/2011 Mia sterbenskrank und aufs Höchste unmotiviert) und so soll es ja auch sein. Skiurlaub in der Schweiz ist gesichert. 😉

Eventuell bietet sich in nächster Zeit sogar die Gelegenheit, dauerhaft Wochenendnachtschichten zu fahren, da gäbe es dann mit Sicherheit wieder mehr zu bloggen. Drückt mir die Däumchen!

Und eindeutig zum letzten Mal für dieses Jahr, dafür aber mal wieder von Herzen: Frohes neues Jahr euch allen!

PS: Schönen Gruß an den netten Herrn, der trotz später Stunde einer der angenehmsten Fahrgäste überhaupt war und mich bestens unterhalten hat, wenn wohl auch aus Angst, ich würde wie schon der vorige Taxifahrer am Steuer einschlafen. Als wir ein paar wild gestikulierende Aggro-Kids, von denen einer gerade auf einen Mülleimer eintrat, in Vaihingen passierten, meinte er schmunzelnd: „Oh, ich glaube, wenn Sie hier zurückfahren, kriegen sie ein paar neue Fahrgäste…“ – „Aber ob ich die haben will?“ – „Tja, das weiß man vorher nie so genau…“ – ich bin dann anders zurückgefahren. 😉

PPS: Ein paar Tipps fürs nächste Silvester: Nicht mit den Massen am Taxiplatz in der Stadtmitte warten, denn die freien Taxis werden vorher abgefangen. Lieber ein paar Schritte nach außerhalb gehen, dann die Straßenseite wechseln und einfahrende Taxis mit leuchtender Dachfackel anhalten (Taxis, die die Innenstadt verlassen, sind besetzt!). Hierfür rechtzeitig auf sich aufmerksam machen, kleine Handzeichen, die man gerade noch so aus dem Augenwinkel ausmachen kann, sind semi-optimal. Nicht vor die Motorhaube laufen, um den Taxifahrer zum Anhalten zu zwingen. Das funktioniert nicht immer!


Diebisch

28. November 2011

Gestern habe ich mich nach langer Abstinenz mal wieder mit einem Kollegen angelegt. Zumindest hat er es so empfunden. Das Ganze passierte ausgerechnet an meinem Lieblingsplatz und noch dazu betraf es einen Kollegen, der da auch immer steht, mit dem ich aber noch nie gesprochen habe – und der jetzt wohl auch nie wieder mit mir sprechen will (zukünftige Schimpftiraden ausgenommen).

Wir standen um die Mittagszeit zu zweit in Sillenbuch, er vor mir, ich dahinter in mein Buch vertieft. Irgendwann blicke ich auf und sehe einen potenziellen Fahrgast an seiner Beifahrerseite stehen und klopfen. Als ich das nächste Mal aufblicke, steht besagter Fahrgast irritiert neben meinem Taxi und steigt ein.

„Ist der Kollege nicht da?“

frage ich.

„Doch, aber der schläft tief und fest. Hab schon geklopft. Kann ich auch mit Ihnen fahren?“

„Können Sie natürlich, aber er wartet ja schon länger. Ich mach ihn kurz wach“,

sage ich und hupe zweimal. Keine Reaktion.

„Wenn Sie kurz warten wollen, ich gehe vor und wecke ihn auf.“

„Ehrlich gesagt hab ich’s sehr eilig und keine Zeit für dieses Hin und Her, ich fahre jetzt mit Ihnen.“

Bis hierhin nichts falsch gemacht, denke ich. Dass man beim Warten kurz einnickt, kommt immer mal vor, aber spätestens durch die Hupe des Hintermanns sollte man dann wieder aufwachen.

Noch dazu dürfte der Fahrgast selbst dann mit mir fahren, wäre der Kollege wach gewesen; die freie Fahrzeugwahl (um die es hier ja nur indirekt geht), nehmen einem manche Kollegen leider persönlich übel, obwohl ich jedes Mal darauf hinweise, dass ich noch nicht Erster bin. Insbesondere nachts ernte ich oft bitterböse Blicke, wenn jemand („Oh, eine Frau – oder auch damals: Oh, die neue E-Klasse 😉 -, ich will lieber mit Ihnen fahren!“) bei mir einsteigt.

Unterwegs bekomme ich dann direkt eine pikierte Funk-SMS aufs Display:

DU BIST EIN DIEB.

Ganz großes Ballett. Selber die Kundschaft verschlafen und andere dafür verantwortlich machen. Die Taxifahrer sind schon ein eigenes Völkchen, das wirst Du auch noch merken, wurde ich an meinem ersten Tag gewarnt. In Momenten wie diesen fällt mir das dann wieder ein.

Ging übrigens nach Esslingen und zurück. Falls er mich noch mal darauf anspricht, hält ihn der doppelte Ärger das nächste Mal vielleicht wach.


Alles neu

25. November 2011

So, neues Design (wenn auch noch nicht ganz zufrieden) und heute noch einmal haarscharf an der Komplettlöschung vorbeigeschrammt.

An die „Hater“ da draußen: Wenn ich alles kommentieren würde, was ich im Netz lese und mir nicht in den Kram passt… Na, ihr müsst ja Zeit haben. Spart euch die Mühe, Meinungsfreiheit hin oder her, dumme Kommentare und Mails werden direkt gelöscht. Denunzierende Forendiskussionen werden einmal mild belächelt, bitteschön: 😀

Peace und weiter im Text,

Mia


Vergiftet

20. November 2011

„Bitte schnell ins Krankenhaus. Ich bin vergiftet.“

ächzt er mit leidvoller Miene und steigt hinter mir ein.

„Erst mal dürfen Sie sich gerne zu mir nach vorne setzen oder auch einfach durchrutschen, bitte.“

übergehe ich seine nicht alltägliche Ansage, aber Ordnung muss sein.

„Ich kann nicht, ich bin vergiftet!“

wiederholt er jammernd.

Ich lache nicht ganz so überzeugend und stecke ihn gedanklich in die Schublade potenzieller Kehlenaufschlitzer. Wer sich als einzelner Fahrgast trotz Aufforderung weigert den Platz hinter dem Fahrer zu verlassen, ist mir alles andere als geheuer. Während der Fahrt lasse ich ihn im Rückspiegel also keine zwei Sekunden aus den Augen.

Dort windet er sich und stöhnt vor sich hin, so wirklich lebensbedrohlich sah mir das Ganze aber nun nicht aus, wobei mir die typischen Vergiftungssymptome sowieso nicht geläufig sind, zugegeben. Auf mich wirkt er wie jeder andere Mann mit einem Wehwehchen: scheinbar kurz vor dem Exitus, aber noch lange nicht ernst zu nehmen.

Am Krankenhaus angekommen, rund zwanzig Meter vom Haupteingang entfernt, erwacht er aus seiner Trance und blickt verwirrt durch die Gegend. Bevor er noch in meinem Taxi verendet, will ich ihn loswerden, denke ich, also sage ich fröhlich:

„So, hier wären wir. Das macht dann bitte 8,50.“

Doch statt zu bezahlen, lässt er sich seitlich auf den Sitz kippen.

„Ich kann nicht aufstehen, ich bin vergiftet. Das hab ich Ihnen doch gesagt! Können Sie einen Arzt holen?!“

So langsam wird mir die Situation doch mulmig, also reagiere ich, wie es ein engagierter Ersthelfer nicht hätte besser machen können. Ich motze ihn an:

„Oh Mann, meinen Sie das jetzt ernst?! Warum rufen Sie dann ein Taxi und keinen Notarzt, verdammt noch mal?!“

Als ich gerade den Schlüssel abziehe und mich schon panisch in leeren, düsteren Krankenhausgängen „Wir brauchen sofort einen Arzt! Ist hier denn niemand?!?“ rufen sehe, kramt er einen Zehner aus seiner Jeans, steigt aus ohne auf das Wechselgeld zu warten und schwankt in Richtung Haupteingang.

Ich bleibe zurück, über meinem Kopf schweben tausend Fragezeichen. Als ich ihn nicht mehr sehen kann, entscheide ich mich für die Drei-Affen-Variante und fahre achselzuckend davon.

Bin mir immer noch nicht sicher, ob das nicht vielleicht ein spitzenmäßiger Sketch à la Comedy Street war und ich es nur nicht gerafft hab. Ich sollte mal mit meinem Humorberater sprechen. Falls ihr also demnächst eine begriffsstutzige, humorlose Taxifahrerin bei Pro7 sehen solltet, dann bin ich das wohl…


Miese Tour

15. November 2011

Wie stellt man einen Taxifahrer zufrieden?

a) Man bezahlt. Den kompletten Preis. Ohne zu maulen.

b) Man gibt Trinkgeld (optional).

c) Man ist ein höflicher, wohlwollender und ruhiger Zeitgenosse.

d) Man unterlässt dumme Fragen und ebensolche Bemerkungen.

Und obwohl ich Madame von einem der besseren Seniorenwohnheime abgeholt habe, was die Hoffnung auf Erfüllung aller vier Punkte stärkt, ist sie gnadenlos gescheitert.

Der Anfang war zunächst unauffällig, wenngleich mich die Lautstärke an meinen Papa erinnerte, wenn er telefoniert (er bräuchte eigentlich kein Telefon):

„ZUM HAUPTBAHNHOF!!“

Ich fahre los und keine drei Sekunden später kräht es vorwurfsvoll von hinten:

„FAHREN SIE AUCH WIRKLICH DIE KÜRZESTE STRECKE??“

Nicht zwangsläufig eine dumme Frage, wenn man in Eile ist und der Taxifahrer die schnellere Route nehmen möge – obwohl man sie dann anders formulieren sollte -, in dem Fall hat sie mir aber vermutlich aufgrund der „falschen“ Fahrtrichtung unlautere Methoden unterstellt. Dass sich ihr Wohnstift in einer Einbahnstraße befindet, ist ihr dabei wohl entfallen.

„MEIN ZUG FÄHRT UM 11.27 UHR!!! ICH MUSS NÄMLICH NACH TÜBINGEN!!! REICHT DAS NOCH???“

Es war nicht mal elf, das hätten wir in der Zeit auch mit dem Taxi nach Tübingen geschafft.

Sie keift weiter:

„DAS KOSTET JA ABER WOHL NICHT MEHR ALS ZEHN EURO?!?!“

„Könnte knapp werden. Aber so um den Dreh wird es kosten.“

Als wir eine Stadtbahn passieren:

„ICH HÄTTE LIEBER MIT DER BAHN FAHREN SOLLEN. DAS KRIEG ICH NÄMLICH VIEL BILLIGER!!“

Tja, im Auto von Tür zu Tür chauffiert zu werden, kostet tatsächlich mehr als ein Massentransportmittel zu nutzen. Unverständlich.

Kurz vor dem Wagenburgtunnel stehen 9,10 € auf der Uhr.

Sie schreit in gewohnt panisch-aggressiver Manier:

„DAS REICHT NICHT!! ICH HAB NUR ZEHN EURO! SIE HABEN GESAGT, DAS REICHT!“

An dieser Stelle hätte ich sie zu gerne aus dem fahrenden Wagen gekickt, aber bevor ich mich wegen ein paar Cent mit einer Kundin, die in ihrem früheren Leben Drill Sergeant war, anlege, habe ich mich erboten, die Uhr bei 9,80 € auszumachen.

Hier wendet sich dann das Blatt und ich werde die letzten hundert Meter mit sanftmütiger Lobhudelei bedacht.

„DAS IST SEHR LIEB VON IHNEN! DAS HABEN SIE GANZ TOLL GEMACHT! SEHR LIEB! MEHR HAB ICH JA NICHT, WISSEN SIE! HIER, DANN MACHEN SIE ZEHN“,

brüllt sie mir ins Ohr und bezahlt. Mit einem Fünfziger.