Ich liebe das Taxifahren heiß und innig, aber gelegentlich könnte ich meinen Job und manche Mitwirkende echt an die Wand klatschen.
Die gestrige Schicht ließ sich zunächst ganz gut an, sogar mit einer Tour nach Böblingen, doch gegen 2 Uhr kam sie dann: die Pechsträhne. Und sie wollte gar nicht mehr aufhören.
Es begann mit einem Auftrag in die Landhausstraße, wo ich im strömenden Regen meine Kundschaft zweimal daran erinnern durfte, dass ich längst vor dem Haus stehe. Kein guter Anfang. Meine Laune schwand aber erst, als fünf junge Männer wie selbstverständlich in mein Taxi wollten, das – Überraschung: die Geheimsitze einer E-Klasse verstecken sich nicht im Kofferraum – leider kein Großraumtaxi ist.
Sie hätten aber eines bestellt:
„‚Für fünf Personen‘, habe ich extra noch gesagt.“
Also habe ich die Zentrale angefunkt, um die Sache zu klären.
„Nein, hat er nicht!!!“,
war die kundenorientierte Antwort des Zentralisten. Wie auch immer, einer von beiden hat Mist gebaut und wer darf es ausbaden? Ich. Kein Wort der Entschuldigung von irgendwem, nur ein
„Wir zahlen die Anfahrt jedenfalls nicht!“
der Jungs
und ein pampiges
„Und was soll ich da jetzt machen?!?“
der Zentrale, wie immer dicht gefolgt vom Funkabbruch.
Aber gut, Fehlfahrten sind insbesondere nachts nicht gerade selten und einzeln durchaus zu verkraften, nur im Rudel wird’s irgendwann schwierig. Denn in Sillenbuch ging es direkt weiter. Ich warte seit einer gefühlten Ewigkeit auf die Vorbestellung und bekomme kurz vorher einen Auftrag, der – ich hatte schon so ein Gefühl – nur wenige Sekunden, nachdem die Vorbestellung an meinen Hintermann ging, widerrufen wird.
Zurück am Platz bekomme ich eine „600 Neuhausen“ – Abholung von außerhalb. Die darf man eigentlich wegen der weiten Anfahrt ablehnen, doch aufgrund der „600“ muss ich den Auftrag annehmen, da die Fahrt wohl nach Stuttgart gehen soll. Viele Minuten später in Neuhausen ist vom Fahrgast nichts zu sehen. Ich kurve über das komplette Industriegelände, passiere dabei mehrmals drei unheimliche Gestalten, die ich lieber mal nicht anspreche, weil sie wohl gerade ihren Drogengeschäften nachgehen, und funke dann die Zentrale an.
„Ich ruf den mal an“,
verspricht der Zentralist, doch anstatt einer Rückmeldung bekomme ich stillschweigend den Widerruf auf den Funk. Erst auf meine erneute Anfrage hin heißt es dann, der Fahrgast bräuchte doch kein Taxi mehr. Nach dem zweiten Funkabbruch mitten im Gespräch an diesem Abend war ich dann so richtig gut gelaunt.
Zurück in Sillenbuch habe ich zwar die glorreiche Position „0“, was bedeutet, dass ich vor allen anderen den nächsten Auftrag bekomme. Bringt mir aber in dem Moment so ziemlich genau gar nichts, da ich sowieso die einzige Idiotin bin, die sich noch frei in diesem Sektor aufhält. Die anderen Kollegen sind mit den sieben Aufträgen beschäftigt, die in der letzten halben Stunde, die ich sinnlos in Neuhausen verbracht habe, in Sillenbuch rausgingen.
Aber egal: neues Spiel, neues Glück. Wieder eine Vorbestellung. Ein Kollege fährt gerade auf den Platz, zwei Aufträge gehen zeitgleich raus. Er bekommt die Vorbestellung und ich bekomme – you’ve guessed it – eine Pflichtabholung außerhalb. Auf dem halben Weg nach Scharnhausen wird auch dieser Auftrag kommentarlos widerrufen. Ich bekomme wieder die „0“, die mir wieder nichts bringt, denn der Platz ist leer. Der Kollege fährt wohl gerade zum Flughafen…
Mein nächster Auftrag bot dann allerdings doch mal wieder einen Fahrgast, so richtig in Fleisch und Blut, der seine Erscheinung auch extra noch mal mit einem beruhigenden
„Ich bin da!“ 🙂
freundlicherweise für mich bestätigte, nachdem ich ihm mein ganzes Leid geklagt hatte.
Das sollten sie alle sein, die Fahrgäste: einfach mal da, wenn man sie braucht. Ich bin’s schließlich auch.